1) Einleitung
In diesem Blogpost zeige ich meinen Workflow bei der Planung einer Astrofotografie-Session.
Im ersten Beitrag dieser Serie, habe ich die "drei Bedingungen für die Astrofotografie" erklärt, bei Bedarf gerne nachschlagen bevor's hier weitergeht!
Alle Blogeinträge der Serie "Vom Plan zur Bearbeitung" gibt es hier.
Nebenbei bemerkt: Ich bin Hobby-/Amateur-Astrofotograf. Meine Absicht ist es, die grundlegenden Aspekte der Astrofotografie zu beleuchten und sie Anfängern zu erklären. Mit anderen Worten: Es ist mein Hobby, und ich pflege diese Website in meiner Freizeit. Bitte also um Verständnis dafür, wenn einige Inhalte veraltet sind. Zum Zeitpunkt des Schreibens zeige ich, was ich tue, um Ergebnisse zu erzielen, mit denen ich zufrieden bin. Diese Blogeinträge sind auf Englisch geschrieben und werden automatisch ins Deutsche übersetzt mit DeepL.
2) Planung einer Astrofotografie Session mit Telescopius
Vorausgesetzt, dass Wetter und Sichtverhältnisse eine Astrofotografie-Session zulassen, prüfe ich in der Regel als Erstes Telescopius. Wichtig ist, dass die "observatory settings" in der oberen linken Ecke korrekt sind. Einfach die entsprechenden LAT/LON-Koordinaten definieren. Wenn man nicht sicher ist, einfach auf Google Maps, dann zum Standort der Sternwarte navigieren und mit der rechten Maustaste klicken. Im Pop-Up Menü sind dann die entsprechenden Koordinaten ersichtlich.
Basierend auf diesen Einstellungen, Telescopius bietet z.B.;
- Wetter- und Seeing-Vorhersagen
- filterbare Objektlisten/Vorschläge
Das nächste Kapitel wird sich mit dem Wetter und dem Seeing befassen.
2.1) Telescopius' Wetter- und Seeing-Vorhersagen
Leider lassen die kommenden Nächte hier an meinem Standort keine Astrofotografie-Session zu. Des kann man unten im [Bild 1] deutlich sehen, dass sowohl Wolken als auch der Mond derzeit "Probleme" machen;
2.2) Telescopius' filterbare Deep-Sky Objekt Liste
Gehen wir also - für diesen Beitrag - von guten Bedingungen aus und werfen einen Blick auf Telescopius' Objektistenfunktion für die Planung einer Astrofotografie Session. Man kann die Vorschläge/Ziele nach folgenden Kriterien filtern;
- Sichtbarkeit (von-bis, auch interessant für Multi-Target Sessions)
- Grad über dem Horizont, zusammen mit einer Mindest-Sichtbarkeit (meine "Funktion Nr. 1" und stark genutzt)
- Grad vom Mond entfernt (um einer möglichen Überbelichtung aufgrund bestimmter Mondphasen entgegenzuwirken, nachzulesen im ersten Beitrag dieser Serie)
- Objekttyp (Nebel, Galaxien, Sternhaufen, ...)
- weitere (sekundäre) Parameter wie scheinbare Helligkeit, Größe usw.
Die folgende [Abbildung 2] zeigt, wie die Zielliste in Telescopius aussieht;
Nachfolgend ist meine Telescopius narrowband observing list als Anfang.
2.3) Höhendiagramme
Bevor wir unsere "Reise" fortsetzen, möchte ich eines klarstellen - die Höhe der Deep-Sky-Objekte ändert sich im Laufe des Jahres (siehe auch [Bild 3] unten). Es ist wichtig, das für die Planung einer Astrofotografie-Session zu berücksichtigen, denn wenn ein Objekt aktuell vl. nicht optimal zu fotografieren ist, die Bedingungen können künftig besser sein (wenn es in der Beobachtungs-Hemisphäre sichtbar ist). Man kann die Höhendiagramme bspw. auf der target page für NGC2239 für das ganze Jahr sehen, wenn man den Modus ändert von "daily" auf "yearly“;
“OK, verstanden - wann soll ich mit meiner Astrofotografie-Session beginnen?" - diese Frage beantworten wir im nächsten Kapitel!
2.4) Vom Tag zur Nacht oder "wann man mit der Astrofotografie beginnt"
Man möchten die Astrofotografie Session beginnen;
- nach der "nautischen Dämmerung“
- und frühestens während der "astronomischen Dämmerung“, die beginnt, wenn die die Sonne 12° unter dem Horizont steht
Um die Zeiten für den aktuellen Standort zu überprüfen;
- Besuch auf timeanddate.com
- Check in Stellarium
- oder eine Astrofotografie-Software wie Sequence Generator Pro wo man eine Visualisierung in den so genannten "planning tools" sehen kann
Die folgende [Abbildung 4] veranschaulicht anhand des Stands der Sonne unter dem Horizont, wann bestimmte Phasen der Dämmerung beginnen.
Mit diesem Wissen wollen wir nun (endlich) einen Blick auf ein Beispiel aus dem wirklichen Leben werfen!
3) Planung einer Astrofotografie Session am Beispiel von NGC2239
Wir werden NGC2239 ("Rosettennebel") als Beispiel für die Planung einer Astrofotografie Session verwenden. Ich habe diesen Nebel ausgewählt, weil aktuell ist er kein optimales Objekt zum fotografieren, aber perfekt um zu zeigen, was Sie man in der Planungsphase berücksichtigen muss.
Nebenbei bemerkt: ich habe bereits Daten für NGC2239 gesammelt, gestacked und verarbeitet. Das Ergebnis meiner ersten Revision (dual Schmalband) ist unter folgendem Link zu sehen: NGC2239 Rosette Nebula (Rev. 1) Portfolio.
Wie man in [Bild 2] sehen kann gibt es nur ein kleines Zeitfenster, in dem wir das Objekt aufnehmen können;
- sein Durchgang (der "Höhepunkt") liegt noch vor Sonnenuntergang (der linke gelbliche vertikale Balken)
- etwa um 22:00 Uhr würde ich unter meine Mindestschwelle von 27° über dem Horizont fallen (siehe auch im ersten Beitrag dieser Serie) für den Rest der Nacht
Unter diesen Umständen bliebe uns heute nur 1 Stunde Zeit, um Daten von ~21:00 Uhr MEZ (aktueller Beginn der nautischen Dämmerung) bis ~22:00 Uhr MEZ (Objekt befindet sich unter 27° über dem Horizont) zu sammeln. Meine NGC2239 Rosette Nebula (Rev. 1) wurde mit einer Belichtungszeit von 04:45h gestacked, d.h. es wären mindestens 5 Nächte (dieser Tage) nötig, um die gewünschte Datenmenge zu erhalten.
3.1) Einzelnes Panel oder Mosaik?
Wie bereits unter den "DSO-Bedingungen" erwähnt im ersten Beitrag dieser Serie; man muss prüfen, ob die Ausrüstung (Teleskop und Astrokamera) das Objekt in einem einzigen Bildausschnitt erfassen kann oder ob man ein so genanntes "Mosaik" aufnehmen muss. Für unser Beispiel (NGC2239) reicht ein einzelnes Panel aus - basierend auf meiner derzeitigen Ausrüstung (alle Details zu meiner Ausrüstung im NGC2239 Rosette Nebula (Rev. 1) Portfolio);
- Skywatcher 200PDS Newton (200mm/1000mm, f/5)
- Touptek DeepSky Pro 2600c
Ich habe mein Setup in meinem Telescopius-Profil erstellt, somit kann ich das Framing schnell prüfen - Telescope Simulator for NGC2239;
Sidenote; Ich fotografiere derzeit IC1805 (Herznebel), wo ein "1×2"-Mosaik notwendig ist. Es ist definitiv möglich, nur mit 1 Panel zu arbeiten, aber dafür braucht man ein s.g. "wide-field" Teleskop;
Da IC1805 (Heart Nebula) ein so genannter Emissionsnebel mit starkem Halpha-Signal (ionisiertes Wasserstoffgas) ist, muss ich jedes Panel mit..;
- einem dual Schmalbandfilter (ca. 165 Bilder x 300sec ~= 14,0h)
- einem Klarglasfilter (ca. 80-100 Bilder x 180sec ~= 4,5h)
...fotografieren und das ergibt 18,5 Stunden Belichtung pro Panel oder 37,0 Stunden Gesamtbelichtung für das gesamte Astrofoto. Ich denke, das macht deutlich, wie wichtig es ist, das Beste aus einer Astrofotografie Session herauszuholen.
4) Zusammenfassung
Nochmals kurz die wichtigsten Punkte dieses Blogbeitrags;
- Ich habe gezeigt, wie man Telescopius als weitere Informationsquelle für Wetter- und Seeing-Bedingungen nutzen kann, basierend auf den jeweiligen LAT/LON-Koordinaten
- Wir haben einen Blick in Telescopius' target selection tool und die Filteroptionen geworfen, die man basierend auf den jeweiligen LAT/LON-Koordinaten vorfindet
- Ich habe hervorgehoben, dass es sehr wichtig ist die Höhenkarten im Auge zu behalten um die Astrofotografie Sessions optimal während des Jahres zu planen
- Wir haben uns die verschiedenen Stadien der Dämmerung angeschaut - das Wichtigste jedoch ist, dass Astrofotografie Sessions erst nach der "nautischen Dämmerung" und frühestens während der "nautischen Dämmerung" (die beginnt, wenn die Sonne unter 12° unter dem Horizont steht) geplant werden
- Für unser Beispiel, NGC2239, haben wir die Höhendiagramme berücksichtigt und überprüft, dass wir das Objekt in einem einzelnen Panel (im Gegensatz zu einem Mosaik) fotografieren können
Zum Abschluss dieses Blogbeitrags möchte ich noch zeigen, wie man mit Stellarium nach Sichtbehinderungen suchen kann.
5) (Optional) Hindernisprüfung mit Stellarium
In Stellarium gibt es die Möglichkeit, eine benutzerdefinierte Horizon-Datei zu laden. Es gibt viele ausgezeichnete Tutorials, wie zum Beispiel von Daniel Nimmervoll wo er zeigt wie man reale Bilder für eine individuelle Stellarium-Landschaft verwendt (auf Deutsch).
Ich habe es recht einfach gehalten und eine (nur für iOS verfügbare) App namens Theodolite um meinen eigenen Horizont zu erstellen. Vielleicht werde ich künftig ein How-To schreiben - aktuell sieht mein Stellarium so aus;
Beschreibung: Stellarium ist auf NGC2239 zentriert und die Bilder wurden alle 30 Minuten aufgenommen, um die obige [Animation 1] zu erstellen. Der dunkle Bereich am unteren Rand kann als "Sichtbehinderung" gesehen werden.
Wie man sehen kann, erwarten wir in der Zeit von 21:00CET bis 22:00CET keine Behinderungen und wir haben ein "Go" für unsere Planung!
Abschließende Worte
Im nächsten Teil dieser Serie werden wir uns ansehen, wie unsere Planung in eine tatsächliche Astrofotografie Session eingebunden werden kann. Ich weiß, es gibt viel zu bedenken, aber keine Sorge - wir werden uns das alles Schritt für Schritt und nacheinander ansehen. CS!